Die
Geschichte meines Lebens- Selbsthilfe durch
Verwandlungsflucht.
Hier möchte
ich einen Einblick in meine Kindheit/Jugend, bis heute geben, wie ich
dazu kam, der zu sein, der ich bin.
Irgendwann, ich habe jenes Jahr gestrichen,
da heiratete meine Mutter diesen Mann, meinen Stiefvater.
Vo
diesem Tag an wurde ich mehr und mehr von Jens zu "DER"
degradiert.
Wie sagt man: "Namen sind wie Schall und
Rauch".
So war
ich dann das Kind aus Schall und Rauch.
Zugegeben, ich hatte nahezu alles, was ein Kind brauchte.
Nur
hatte ich kein liebevolles Elternhaus. Statt dessen gab es
täglichen heftigen Streit.
Mein
Stiefvater hat mich nur sehr selten Geschlagen.
Er hat mich
absichtlich übersehen. Er nahm nur Notiz von mir um mich
anschreien zu können.
Man braucht
keine Schläge oder andere körperliche Gewalt, um einen
Menschen zu verletzen.
Psychoterror ist, finde ich,
schlimmer.
So habe ich mich
bereits als Kind in Fantasie- und
Traumwelten geflüchtet.
Fasching war dann für mich das
wichtigste Ereignis im Jahr.
Nun konnte ich in eine andere
Haut schlüpfen und somit das verhasste, spießige Leben in
einer "Vorzeige - Familie" hinter mir lassen.
Als Kind von
ca. 5 Jahren musste ich lernen, dass die Fassade gewahrt sein
muss.
So
musste ich die Tritte unterm Tisch akzeptieren, wenn ich
etwas erzählen wollte.
Man konnte ja oberhalb der
Tischplatte nicht sehen, was darunter geschah.
Nun wurde ich
älter und versuchte meinem Stiefvater immer mehr dem Weg zu gehen.
Dann
irgendwann in den 80-er Jahren passierte es.
Eine
regelrechte Revolution auch und vor allem für mich.
Boy George
und "Culture Club" eroberten die Charts.
Sein Make-up, die
Kleidung, - ein Schlag in die Gesichter dieser verhassten
kleinbürgerlichen Welt. So wurde er zu meinem Idol und ich
versuchte ihn, so oft es ging, zu imitieren. Vorerst
heimlich natürlich!
Ich
sammelte alles vom ihm, was ich bekam. Jeden
Papierschnipsel.
Nun begann ich mir auch Schminke zu kaufen.
Das war in der DDR nicht leicht, da es die einfachsten Dinge
nicht gab. Eyeliner? Was ist das? Ich kannte den Namen
dieses Striches über dem Auge noch nicht einmal. Auf alle Fälle
brauchte ich das.
So musste die gute alte Schuhcreme
herhalten.
Überhaupt, man
brauchte viel Fantasie und auch
Mut, um sich diese Dinge ins Gesicht zu schmieren, die einen
"bunt machten".
Ich
war damals 14 und hatte meine erste "feste" Freundin, womit
auch das Alter meiner Entjungferung geklärt sei. Sie war 13
und hatte recht viel Narrenfreiheit vom Elternhause.
Durch
sie fasste ich mehr Mut zur Mode. Von nun an war jeder
Modetrend der meine. Das Make-up trug ich noch immer nur
heimlich.
Doch so konnte ich mir schon neue Welten schaffen.
Popper-Zeit, New Wave, Gruft - Zeiten... Ich hatte es nie
geglaubt, doch die Vermutung war Realität. Es ging nicht um die Mode.
Zweck des Ganzen war ein stiller Schrei
nach Hilfe und Zuwendung. Viele "Freunde", die ich damals
fand, hatten ähnliche Sorgen.
Somit war ich unter Menschen,
die mich verstanden, die meine Probleme kannten und teilten.
Nach und nach ergab es sich, dass ich auch immer mehr in
Richtung eines weiblichen Aussehens ging.
Die Augenbrauen
wurden nun immer schmaler.
Mein Onkel sagte damals: "Mit
gezupften Augenbrauen und solchen Haaren kann man kein Geld
verdienen."
Heute macht er einen Bogen um mich und meidet
mich, wo er kann. Ja, ja - es ist nicht leicht, sein Unrecht
einzugestehen!
Ich bin
Erwachsen und habe das, was einen
Menschen prägt, die Kindheit, hinter mir.
Noch Jahre, nach
dem mein Stiefvater über Österreich in die damalige BRD flüchtete, hatte
ich Alpträume von diesem Mann. Teilweise noch heute!
Ich hatte immer gehofft, ihn
mein ganzes Leben nie wieder sehen oder hören zu müssen.
Unfreiwillig
machte mein Stiefvater, den Menschen aus mir, der ich heute
bin. Er hat mich
dazu gebracht, dass ich mich sträube seinem Bild von
Männlichkeit nachzueifern. Es ist auch ein falsches Bild.
Man ist kein Mann, wenn man nur schreit, brüllt und um sich
schlägt und dabei die eigene Familie verletzt!
Ich lebe nun
mein Leben und bereue nichts. Ich habe viele Fehler gemacht
und musste dafür gerade stehen. Doch immer waren meine
Großeltern und mein Lebenspartner Jörg für mich da.
Diesem
Dreiergespann verdanke ich sehr viel und bin stolz, dass ich
sie hatte und habe.
Danke!
Etwas später, nach dien obigen Zeilen-
Nach dem ich meine Kindheit und Jugend mit
Ignoranz und Abneigung von meinem Stiefvater verbrachte,
erfahre ich nun über Umwege, dass er nun nach über 30 Jahren
seinen leiblichen Sohn aufsuchte. So weit, so gut. Mein
Stiefvater hätte wohl schlechte
Träume gehabt und eine innere Unruhe. Das schlechte Gewissen
plagte ihn. Was soll man dazu noch
sagen? Da plagt ihn das schlechte Gewissen und der Drang
etwas gut machen zu wollen.
Auf diese Idee ist er mir
gegenüber nie gekommen.
Ich weiß nur eines, ich fühle mich
nun um so mehr bestätigt, dass ich übergangen wurde und werde.
Nicht
nur meine Kindheit hindurch, sondern bis heute.
Im Kopf
habe ich noch immer die gut gemeinten Worte meiner Mutter
(die es auch sehr schwer mit ihm hatte), er habe sich in den
letzten Jahren geändert.
Mir
gegenüber auf alle Fälle nicht.
Es wird Zeit,
dass der Alptraum meines Lebens, der mein Stiefvater ist,
endlich ein Ende nimmt, ich aufwache um über all das lachen
zu können.
Bin ich
froh und zufrieden? NIEIN.
Es ist
schwer so vieles hinter sich zu lassen, was dennoch ein Teil
des eigenen Lebens ist. Doch ich habe keine Wahl.
Ich muss
endlich die Chance haben, glücklicher zu werden!
Wenn ich
Sprüche höre, wie: "Blut ist dicker als Wasser!", dann
Antworte ich: "Ich trinke kein Blut, ich trinke Wasser!"
Leider
musste ich die Verbindung zu meiner Mutter auch lösen.
Früher redete ich mir ein, sie könne nichts für all das.
Doch
damit lag ich falsch. Sie hat alles zugelassen. Sie hat
nichts getan. Sie hat alles geduldet.
Heute
leugnet sie sogar alles und versucht mir einzureden, ich
bilde mir alles ein.
Wenn ich
Beweise erbringe, sagt sie, sie erinnere sich nicht daran.
Damit ist das für sie beendet.
Leider
kann ich meine schlimmen Erinnerungen, die mich bis heute
unverhofft überkommen, nicht einfach löschen.
Sie sind
da, wenn ich eine glückliche Familie sehe und mir auffällt,
dass ich dies nie hatte.
Die
Erinnerungen sind da, wenn ich sehe, das ein Kind schlecht
behandelt wird.
Gerade
das sind Momente, da ich nicht an mich halten kann und meist
den Eltern gegenüber klare Worte finde!
Ich kann
meine Erinnerungen nicht löschen. Ich wünschte, ich könnte
es. Das würde mein Leben sehr erleichtern!
Erkenntnis...
Familie,
das sind die Menschen, die immer für dich da sind. Nicht
die, mit denen du verwand bist.
Ich habe
alles aus meinem Leben verbannt, was mir nicht gut tut.
Sei es Familie oder was auch immer.
Mehr denn je
höre ich auf meinen Körper und meine Gefühle.
Ich kann und
möchte hiermit allen Mut machen, die Unglücklich sind- lasst
alles hinter euch, was euch kaputt macht!
Wir
haben nur ein Leben und das gehört uns ganz allein.
Macht
das beste und schönste daraus!
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